Gottesdienst digital
Die Hochzeit im Livestream
Die St.-Nicolai-Kirche in Magdeburg ist bereits dabei, die Trinitatis-Gemeinde sowie drei weitere Kirchen in der Elbestadt ebenfalls: Ihre Gottesdienste können weltweit live über Internet zuhause am Bildschirm mitgefeiert werden.
Von Oliver Gierens
Sie arbeiten mit dem Portal "unsergottesdienst.de" zusammen, das Gottesdienste im Internet streamt, also überträgt, und so Menschen einen kostenlosen Service bietet.
Hinter der Idee steckt ein junges Unternehmen, die Amos IT aus Magdeburg. Mitgeschäftsführerin Marie Sirrenberg hat kein eigenes Büro – sie arbeitet aus einem sogenannten Coworking Space in Wittenberge, wo Freiberufler und Selbstständige eine gemeinsame Bürofläche nutzen. Entstanden ist die Idee für das Angebot während des Lockdowns in der Coronapandemie, als keine Gottesdienste und andere religiöse Veranstaltungen möglich waren. Zusammen mit ihren Partnern Wytze Kempenaar und Florian Bühnemann hatte Sirrenberg die Idee, den Gemeinden eine datensichere und zuverlässige Streaming-Plattform zur Verfügung zu stellen.
Rund 50 überwiegend evangelische Gemeinden sind bereits dabei, doch das Portal ist für alle Konfessionen offen, sagt Marie Sirrenberg. "Der Vorteil ist, dass die Zuschauer nicht irgendeinen Fernsehgottesdienst bekommen, sondern ihre eigene Gemeinde sehen", so die Jungunternehmerin. Dabei verfolgt das Unternehmen einen "hybriden" Ansatz, wie sie erklärt: Wer will, ist vor Ort dabei – die anderen schauen von zu Hause aus zu.
Und das Angebot umfasst nicht nur Gottesdienste. Auch halböffentliche Feiern wie Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen können gestreamt werden – die Besucher müssen dann am Laptop oder Smartphone ein Passwort eingeben. Sogar der Friedhof wird digital: In Magdeburg-Neustadt hat Amos IT Übertragungstechnik in einer Friedhofskapelle installiert.
"Das Internet ist voller Religion", schreibt die EKD in ihrem Portal "ekd-digital.de". Dort heißt es in den "Zehn Geboten zum Wandel mit Chancen": "Digitale Techniken bieten viele neue Möglichkeiten, Religion zu erleben." Dies seien Möglichkeiten, sich auszutauschen, Beziehungen zu knüpfen, an Debatten teilzunehmen oder religiöse Rituale mitzugestalten."
Doch zur Digitalisierung von Kirchen gehört mehr, als Gottesdienste zu übertragen. Für Marie Sirrenberg geht es es darum, eine komplette digitale Infrastruktur aufzubauen – und dazu gehörten auch Fragen des Datenschutzes oder die Befähigung ehrenamtlicher Mitarbeiter. Gerade in Kirchengemeinden sei das aber nicht immer einfach. "Der kirchliche Markt ist nicht dafür bekannt, besonders experimentierfreudig zu sein", sagt die IT-Unternehmerin.
Autor:Oliver Gierens |
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