Bilderkirche № 2
Die Dorfkirche Löbnitz
Wer eine Bilderkirche betritt, legt den Kopf in den Nacken: Gemälde an der Decke des Kirchenschiffs zeigen Personen und Szenen aus der Bibel. Um einige dieser besonderen, auch „Bibelkirchen“ genannten Gotteshäuser in Mitteldeutschland geht es in dieser kleinen Serie. Heute: die Kirche in Löbnitz im Landkreis Nordsachsen.
Die evangelische Dorfkirche Löbnitz ist eine Saalkirche mit reicher barocker Ausstattung in Löbnitz im Landkreis Nordsachsen. Sie gehört zur Kirchengemeinde Löbnitz im Kirchenkreis Torgau-Delitzsch der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Das Kirchen-Areal befindet sich in der Ortsmitte von Löbnitz südöstlich der Kreuzung Bitterfelder / Dübener Straße und Delitzscher Straße.
Geschichte, Bauwerk und Felderdecke
Das Gotteshaus ist ein verputzter Backsteinbau mit geradem Chorschluss und Korbbogenfenstern. Der im Kern ältere Kirchturm hat ein Kreuzdach und Volutengiebel. Das vermauerte Spitzbogenportal im Westen stammt vermutlich aus dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts.
Das Innere ist von der beeindruckend bemalten Felderdecke geprägt, die in den Jahren um 1688–1691 von Christian Schilling geschaffen wurde: Von den insgesamt 250 Feldern zeigen 114 Bilder die biblische Geschichte aus dem Alten Testament (36 Bilder) und aus dem Neuen Testament (78 Bilder).
Auf weiteren 36 Bildtafeln sind Personen dargestellt: Jesus Christus, Mose, die Apostel, die Evangelisten, die Schriftpropheten sowie Martin Luther und Melanchton. Ergänzt werden diese Darstellungen von Engeln mit Musikinstrumenten und Leidenswerkzeugen auf 18 Feldern. Die restlichen 82 Felder umrahmen dieses Ensemble mit floraler Grisaillemalerei.
An drei Seiten sind Holzemporen eingebaut, die mit Freimaurersymbolen aus dem 16. Jahrhundert und mit einer Dockenbrüstung vom Anfang des 18. Jahrhunderts gestaltet sind.
Die bemalte Patronatsloge im Chor steht auf Säulen mit Wappenkapitell derer von Schönfeld aus dem Jahr 1586. Der Logenprospekt ist mit teils schweifwerkartigen Blattornamenten und Butzenscheiben gestaltet. Die Wappen an der Frontseite über der Mittelsäule sind von Adolf von Schönfeld (1643–1707) und seiner Ehefrau Susanna Christina geb. von Heßarin (1673–1735).
Die Kirche entstand Ende des 17. Jahrhunderts (1688–1692) aus dem Umbau einer dreischiffigen romanischen Pfeilerbasilika aus dem 13. Jahrhundert: Das südliche Seitenschiff wurde abgebrochen, das nördliche Seitenschiff bis zur Mittelschiffshöhe aufgeführt und der Chor verlängert.
Der Kirchturm steht bündig mit der südlichen Saalwand, deren zugesetzte Arkaden und Obergadenfenster noch erkennbar sind. Die Ziergiebel des Turmes wurden um 1900 erneuert.
Von 1931 bis 1938 wurden nach Sperrung wegen Baufälligkeit Restaurierungs-Arbeiten der Kirche vorgenommen: Erneuerung des Giebels und des Daches, Austausch schadhafter Balken, Erneuerung von Fenstern, Abriss der Sakristei, Ausbau des Turmzimmers als Kapelle und Restaurierungs-Arbeiten an der Bilderdecke.
Eine erneute Restaurierung gab es in den Jahren 1971–1972 mit Sanierung des Fußbodens, Abriss der zweiten Empore an der Nord- und Südwand, Entfernung der Kirchenbänke und Ausstattung mit Stühlen, Wiedereinbau der im Zweiten Weltkrieg vermauerten Ostfenster, Erneuerung der Kirchturmspitze und Verputz des Kirchenschiffes.
Weitere Restaurierungs-Arbeiten an der Ausstattung – etwa an der Bilderdecke, der Kanzel, den Epitaphien und der Orgel – erfolgten in den Jahren 2008–2016.
Ausstattung
Mittelpunkt ist der reich geschnitzte Epitaph-Altar von Georg Eckhardt aus Freiberg aus dem Jahr 1629. Der zweigeschossige bemalte Säulenaufbau aus Holz ist verziert mit geschweiftem Beschlagwerk, Grotesken und Engelsköpfen.
In der Predella sind kniende Stifterfiguren der Familie des Hans von Schönfeld dargestellt, im Hauptfeld das Abendmahl als Relief vor gemaltem Hintergrund, flankiert von den Figuren Moses und Johannes des Täufers, bekrönt von einer figurenreichen Kreuzigung ebenfalls vor gemaltem Hintergrund.
Seitlich finden sich je zwei übereinander angeordnete Medaillons, die mit Geburt und Taufe Christi sowie mit Christus im Garten Gethsemane und der Auferstehung bemalt sind. Im Altarauszug ist die Himmelfahrt Christi mit den flankierenden Figuren von Markus und Matthäus angeordnet.
Die polygonale Holzkanzel ist mit Schnitzfiguren der Evangelisten und des Moses versehen und hat einen glockenförmigen Schalldeckel aus filigran geschnitztem Rollwerk mit bekrönendem Pelikan vom Anfang des 17. Jahrhunderts.
Die farbig gefasste Sandstein-Taufe von 1603 steht auf einem schlanken Schaft mit Reliefs; die polygonale Kuppa ist mit Engelsköpfen auf Beschlagwerkornament verziert. An der südlichen Wand der Saalkirche sind zwei Epitaphien mit dahinter gemalten Draperien aufgestellt.
Die Orgel schuf Delitzschs Orgelbaumeister Eduard Offenhauer (1825–1904) im Jahr 1885, restauriert in den Jahren 2015/2016 von der Firma Orgelbau Reinhard Hüfken. Diese Restaurierung förderte die Stiftung Orgelklang.
Kirchgarten, Luther-Linde, Skulptur
Der Kirchgarten wurde ab Dezember 2018 neu gestaltet und im September 2019 der Öffentlichkeit übergeben. Es wurden neue Wege und ein Abenteuerspielplatz angelegt. Junge Bäume wurden gepflanzt und alte erhalten – wie etwa die Luther-Linde südlich der Kirche, gepflanzt zu Luthers 300. Todestag am 18. Februar 1846.
Die parkähnliche Anlage ist benannt nach Ave von Schönfeld (1515–1541): Die Tochter von Georg von Schönfeld floh einst mit Katharina von Bora, Martin Luthers späterer Frau, aus dem Kloster Nimbschen. Eine Eichenholz-Skulptur von Gabriel Zschornak erinnert an die Namensgeberin des Kirchgartens.
Nördlich neben dem Pfarrhaus auf dem Kirchengelände steht das Kriegerdenkmal von 1927 für die 33 im Ersten Weltkrieg gefallenen Männer aus Löbnitz, das 2019 saniert wurde.
Koordinaten: 51° 35′ 31,2″ N, 12° 27′ 51,8″ O
https://de.wikipedia.org/wiki/Dorfkirche_L%C3%B6bnitz
(dort auch Verzeichnis der Autoren; Textnutzung entsprechend Creative Commons CC BY-SA 4.0)
Weitere Informationen zur Bilderdecke:
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Bilderdecke_der_L%C3%B6bnitzer_Kirche
(dort auch Verzeichnis der Autoren; Textnutzung entsprechend Creative Commons CC BY-SA 4.0)
Autor:Holger Zürch |
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