USA
Bischöfin redet Trump ins Gewissen

Foto: pixabay/Mark Thomas

Mit Ihrer direkt an Präsident Trump gerichteten Predigt sorgt Bischöfin Mariann Edgar Budde in den USA für Aufsehen. Heinrich Bedford-Strohm vom Weltkirchenrat würdigt Budde als prophetisch. Er vergleicht ihre Worte mit einer biblischen Strafrede.

Washington (epd). In den USA hat die Bischöfin Mariann Edgar Budde mit einer direkt an Präsident Donald Trump gerichteten Predigt für Aufsehen gesorgt. Bei einem interreligiösen Dankesgottesdienst in der Nationalkathedrale in Washington am Dienstag (Ortszeit) richtete die anglikanische Episkopalbischöfin von Washington eine Bitte an den mit grimmigem Gesichtsausdruck vorn in der Kirche sitzenden Trump, der tags zuvor in der Hauptstadt seinen Amtseid abgelegt hatte: Er möge Mitleid haben mit den «Menschen in unserem Land, die jetzt Angst haben».

Der evangelische Theologe Heinrich Bedford-Strohm würdigte Bischöfin Budde als «leuchtendes Beispiel» für Mut. «Das war zutiefst biblisch verankerte Prophetie im besten Sinne!», heißt es in einem Beitrag des Vorsitzenden des Weltkirchenrats und früheren Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Mittwoch auf seinem Facebook-Account.

Budde äußerte sich auch zu den geplanten Massenabschiebungen von Menschen ohne gesicherten Aufenthaltsstatus in den USA. Der Präsident möge sich barmherzig zeigen gegenüber den Menschen. Kinder hätten Angst, dass ihnen die Eltern weggenommen würden. Die überwältigende Mehrheit der Menschen ohne Papiere sei nicht kriminell, sondern sie seien Nachbarn.

Die Bischöfin habe damit den mit seiner Familie und der ganzen neuen Führung anwesenden US-Präsidenten mit einem Kernanliegen der Bibel direkt angesprochen, dass Gott die Menschen lehre, gegenüber Fremden barmherzig zu sein, erklärte Bedford-Strohm.

Dass Bischöfin Budde dies in dieser Situation so direkt gegenüber dem mächtigsten Mann der Welt zur Sprache gebracht habe, «war mutig», so der frühere bayerische Landesbischof Bedford-Strohm. Es erinnere an die Szene von der Begegnung des Propheten Nathan mit König David, die in 2. Samuel 12 in der Bibel berichtet wird und in der der Prophet den König in einer Strafrede direkt konfrontiert, weil er die Schwachen mit Füßen getreten hat.

Die Verantwortlichen in der zur anglikanischen Episkopalkirche gehörenden Kathedrale in der Hauptstadt waren bereits vor dem Gottesdienst auf Distanz zu Trump gegangen. Der Gottesdienst sei für die Nation, nicht für einen Politiker oder eine politische Partei, heißt es auf der Internetseite der Kathedrale.

Trump sagte nach dem mehr als zweistündigen Gottesdienst vor Journalisten, es sei kein guter Gottesdienst gewesen. Das US-Heimatschutzministerium machte am Dienstag bekannt, dass die «tapferen Männer und Frauen» der Einwanderungsbehörde Menschen ohne Papiere künftig auch in Schulen und Kirchen festnehmen dürfen. Die Regierung von Trumps Vorgänger Joe Biden hatte das verboten. Die Abschiebungen sollen in dieser Woche beginnen.

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Online-Redaktion

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