Folge 10 – 1940 und 1941
Das vorläufige Ende der Kirchenzeitung
Deutschland ist im Krieg. Der Landesbischof der Thüringer evangelischen Kirche, Martin Sasse, hat eine spezielle Sicht auf den Auslöser dieses Krieges und schreibt im Neujahrswort: "Der durch England entfesselte deutsch-polnische Krieg …".
Von Dietlind Steinhöfel
Für das Mitglied der deutsch-christlichen Bewegung hat der "Führer" richtig gehandelt. Die Kirche gehe einsatzbereit und zuversichtlich ins neue Jahr, dem Volk und dem "Führer" verpflichtet. "Gott ist mit uns und wir mit Gott! Den Sieg woll’n wir erlangen!", zitiert er am Schluss des Beitrags aus einem Feldgesang aus dem Dreißigjährigen Krieg und schließt mit dem Hitlergruß.
Im Rückblick auf jenes Jahr 1940 wird es als "großes Jahr deutscher Geschichte" bewertet, da "unsere Wehrmacht einen gewaltigen Sieg nach dem anderen errungen hat". "Wieder kehrten unzählige Deutsche heim ins Reich, und Straßburg die vielbesungene schöne Stadt, ward wieder unser."
Dass nicht alles rosig ist, kann man nur an den Aufrufen zum Verzicht und für Spenden für die Kriegs-Winterhilfe ablesen. Ansonsten gibt es vor allem Heldengeschichten, wie im Februar 1941 von den "Männern, die auf eisiger See an Bord ihrer Schiffe schweren Dienst tun". Oder Briefe eines gefallenen Pfarrers, der schreibt: "Nur ein deutscher Sieg, des besten und europäischsten Volkes unseres Erdteils, wird auch der übrigen Welt Frieden bringen."
Die Engländer bleiben im feindlichen Fokus. Theologen schreiben an den Erzbischof von Canterbury, er würde die "Sache der Religion mit rein politischen Machtfragen" verquicken. Kleiner Rückblick: Noch ein Jahr zuvor stand in der Kirchenzeitung, der Erzbischof habe sich für ein Zusammengehen mit der Sowjetunion eingesetzt. In einem vom Evangelischen Pressedienst übernommenen Artikel ist die Rede, dass "in England christlich gedacht und unchristlich gehandelt" würde.
Auf landeskirchlichen Pfarrertagungen, die vom "Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben" in Eisenach verantwortet werden, sollen die Thüringer Pfarrer über die neuesten Forschungen und das Ziel der Arbeit des sogenannten Entjudungs-instituts informiert werden.
Neben dem akademischen Direktor, Walter Grundmann, halten weitere Mitglieder des Instituts Vorträge. Grundmann spricht zum Einfluss des Judentums auf England; des Weiteren referieren unter anderem Herbert von Hintzenstern, der auch den Bericht über die Tagungen verfasst; Heinz Erich Eisenhuth und Heinz Hunger.
Mit der Mai-Ausgabe 1941 wird das Erscheinen von "Glaube und Heimat" eingestellt. Dieser Schritt wird im Blatt weder angekündigt noch begründet. Der letzte Artikel auf Seite 8 ist zwar mit "Ein Wort zum Schluss" überschrieben, befasst sich jedoch ausschließlich mit den Müttern.
Fundstücke
Kinderbuch: In den Buchbesprechungen findet sich im Dezember 1940 ein Kinderbuch von Johanna Haarer: "Mutter, erzähl von Adolf Hitler".
Grundmann: Walter Grundmann, Jenaer Theologieprofessor und akademischer Direktor des "Entjudungsinstitus", fasste die Ergebnisse seiner "wissenschaftlichen Forschungen" in einem Buch zusammen: "Jesus, der Galiläer und das Judentum" (Leipzig, 1940).
Winterhilfe: Ein Zitat aus einer der Ausgaben von 1940: "Unsere tapferen Soldaten an der Front erwarten von Euch, daß Ihr dem Kriegs-WHW in diesem Jahr noch größere Opfer bringt denn je. Sie wollen ihre Angehörigen in einer großen Schicksalsgemeinschaft geborgen wissen."
Autor:Online-Redaktion |
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