Predigttext
Mit Gott in Bewegung

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Es ist dir gesagt worden, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir erwartet: Recht tun, Güte lieben und achtsam mitgehen mit deinem Gott.Micha 6, Vers 8 (Einheitsübersetzung)

Demütig sein vor meinem Gott kann ich auch im Sitzen oder Stehen. So lautet die Pointe unseres Predigttextes in der Lutherübersetzung. Doch hier, in der Einheitsübersetzung, näher am hebräischen Text, kommt Bewegung ins Verhältnis zu Gott: „ … achtsam mitgehen mit deinem Gott.“

Von André Demut

Wir sitzen im Gottesdienst. Wir sitzen in vielen kirchlichen Gremien. Und vor allem in Sitzungen werden Thesen aufgestellt und Behauptungen vertreten. Das Bild ist wie festgefroren, die Standpunkte sind ineinander verkeilt. Nichts gerät in Bewegung, alles steht – oder sitzt.

Wie viel bewegt sich dagegen im gesamten Predigtext (Micha 6, Verse 1-8): Ein Streit findet statt zwischen Gott und seinem Volk, da fliegen die Fetzen. An die großen Bewegungen wird erinnert – raus aus Ägypten, rein in die Freiheit, über den Jordan von Schittim nach Gilgal, Eselsritt des Bileam … hier sitzt niemand, nirgends!

Auch bei den heidnischen Philosophen wurde zwischen „Gehern“ und „Sitzern“ unterschieden. Der Philosoph Aristoteles jedenfalls lief mit seinen Schülern umher, während sie sich fragend und antwortend unterhielten. „Peripatos“ – „umhergehen“ hieß die überdachte Wandelhalle des Lykeion-Gymnasiums in Athen, in der die Unterrichtsgespräche im Gehen stattfanden. Und Friedrich Nietzsche wusste: „Traue keinem Gedanken, der dir nicht im Gehen gekommen ist.“

Erst recht im Neuen Testament bringt Gottes Geist die Leiber in Bewegung. Die an Jesus Glaubenden sind die „Nachfolgenden“. In der Apostelgeschichte wird die Jesus-Bewegung der „neue Weg“ genannt (z. B. Apg 9, Vers 2) – nicht die „neue Sitzung“. In Römerbrief (Römer 8, Vers 4) ist von den Christen als von denen die Rede, die „im Geist wandeln“ – nicht sitzen oder stehen.

Achtsam mitgehen mit unserem Gott: Das ist nicht nur geistig gemeint. Der Gott der Wüstenwanderung und der Auferweckung Jesu bewegt Seele und Leib. Wie wäre es, bei der nächsten Sitzung den „Austausch der Standpunkte“ ein wenig in Schwung zu bringen bei einem Spaziergang und mal zu sehen, was dabei in Bewegung gerät?

André Demut, Pfarrer, Erfurt | Foto: EKM
Autor:

Online-Redaktion

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