Eindrücke von der Leserreise
Wo sich die Christen versöhnten

In der Kirche zu Nicäa sollen sich die Bischöfe im Jahr 325 zum Konzil versammelt haben. Heute ist das Gotteshaus eine Moschee. | Foto: Burkhard Dube
2Bilder
  • In der Kirche zu Nicäa sollen sich die Bischöfe im Jahr 325 zum Konzil versammelt haben. Heute ist das Gotteshaus eine Moschee.
  • Foto: Burkhard Dube
  • hochgeladen von Online-Redaktion

In Nicäa, dem heutigen Iznik (Türkei), trafen sich vor 1700 Jahren rund 200 Bischöfe, um über das Wesen Jesu zu debattieren. Aus diesem Anlass waren 25 Kirchenzeitungsleser im März 2025 auf den Spuren der ersten Jahrhunderte der Kirche unterwegs.

Von Dietlind Steinhöfel

Das Meer hat sich zurückgezogen von Ephesus. Längst hat die Stadt keinen Hafen mehr. Bereits in der Antike wurde gegen die Verlandung der Stadt gekämpft. Heute erzählen ihre Steine, ausgegraben von dänischen Archäologen, von ihrer Geschichte. Ephesus war einst eine der großen und als Hafenstadt wichtigen Handelsstädte Kleinasiens. Hier stand der Tempel der Artemis, der Göttin der Jagd und Natur. Von diesem einstigen Bau der sieben Weltwunder der Antike steht nur noch eine Säule, abseits der Stadt. Unweit des Tempels befindet sich die Kirche des heiligen Johannes. Der Jünger Jesu soll hier mit Maria, der Gottesmutter, gelebt haben. Die steinernen Zeugnisse geben Einblick in Riten und Glauben der ersten Christen.

Der Apostel Paulus besuchte auf seiner zweiten und dritten Missionsreise Ephesus. Seine Gemeinde dort wuchs schnell, und seine Botschaft schien viele zu erreichen. Doch er hatte Widersacher: Der Silberschmied Demetrius, der Devotionalien der Göttin verkaufte, fürchtete um sein Geschäft. Er und andere Handwerker, die vom Kult-Geschäft lebten und reich wurden, stellten sich gegen Paulus. "Groß ist die Artemis von Ephesus!", sollen die Menschen gerufen haben.

Paulus wurde gefangen genommen und sollte sich vor Gericht verantworten. In der Nähe des einstigen Hafens soll er im Gefängnis gesessen haben. Von dort aus war es ihm jedoch möglich, Briefe an seine Gemeinden in Kleinasien zu verfassen.

Über die Straßen zu laufen, die Paulus gekannt hat, die Gebäude der Stadt und auch Zeugnisse der dortigen christlichen Gemeinde zu sehen, wie die Ruine einer großen Marienkirche, war für die Reisegruppe der Kirchenzeitung ein eindrückliches Erlebnis. Nicht zuletzt trug dazu die kompetente theologische Begleitung von Regionalbischof Johann Schneider aus Magdeburg bei.

Zuvor hatten die Reisenden einen der bedeutenden Orte für unseren Glauben besucht: Iznik, das einstige Nicäa. Die Kirche von Nicäa ist heute eine Moschee. Im Mai des Jahres 325 waren etwa 200 christliche Bischöfe auf Einladung Kaiser Konstantins nach Nicäa gekommen, um sich über das Wesen Jesu Christi zu verständigen. Es war das erste Konzil der christlichen Kirchen.

Unter Konstantin I., auch Konstantin der Große genannt, hatten die Christen Religionsfreiheit erhalten. Das bedeutete: Die Verfolgung der Gläubigen durch frühere Herrscher, vor allem im 3. Jahrhundert, wurde beendet, und die Christen konnten ihren Glauben ungehindert ausüben. Konstantin hatte nicht zuletzt aus politischen Gründen großes Interesse an der Einheit der Kirche im Römischen Reich.

Die unterschiedlichen Strömungen, die sich zu einem Streit entwickelt hatte, der in die Kirchengeschichte als "Arianischer Streit" eingegangen ist, sollten zueinander finden. Es ging um nichts Geringeres als das Wesen Jesu Christi. Ist Jesus von Gott geschaffen und dem Vater untergeordnet, oder sind Vater, Sohn und Heiliger Geist gleichranging in einem Wesen? An diesen Fragen drohte die junge christliche Kirche zu zerbrechen.

Der Presbyter Arius aus Alexandria vertrat die Auffassung, dass Christus Gottes Geschöpf sei und deshalb auch nicht von Anbeginn der Zeit existieren könne. Demgegenüber stand die Lehrmeinung der Einheit von Gott, Vater, Sohn und Heiligem Geist: Christus wahrer Gott und wahrer Mensch.

In Nicäa einigten sich die Bischöfe auf diese Formel. Das beendete nicht nur den Streit, sondern führte zu einem einheitlichen Credo. Bis heute können die verschiedenen christlichen Konfessionen miteinander ihren Glauben bekennen. Die Grundlage dazu wurde vor 1700 Jahren in Nicäa gelegt.

Der Vorsitzender des Zentralausschusses des Weltkirchenrates und frühere Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, sagte dazu: "Mit der Einigung auf das gemeinsame Glaubensbekenntnis gelang es, wesentliche Teile der christlichen Welt in einer Kirche zusammenzuhalten."

oekumene-ack.de/nizaea2025 

1700 Jahre Glaubensbekenntnis
In der Kirche zu Nicäa sollen sich die Bischöfe im Jahr 325 zum Konzil versammelt haben. Heute ist das Gotteshaus eine Moschee. | Foto: Burkhard Dube
Kreuze zeugen von der frühen Gemeinde in Ephesus, ebenso wie Christusmonogramme an verschiedenen Orten. | Foto: Dietlind Steinhöfel
Autor:

Online-Redaktion

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

37 folgen diesem Profil

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Schnappschuss einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.