Ausgezeichnet für Ehrenamt

Kinder, Küche, Kirche – Alle quirlen durcheinander

Der Reformationstag ist immer ein guter Anlass für die Landeskirche Anhalts, verdienstvolle Ehrenämtler mit dem Anhalter Kreuz zu ehren. Zu den Ausgezeichneten gehört 2024 auch Hanni Musche. 

Von Uwe Kraus

Faires Bier gibt es nicht“, stellt Hanni Musche lachend fest. Sie muss es wissen, hat sie sich doch einst seit 1993 neben ihrer Berufstätigkeit 15 Jahre um den Eine-Welt-Laden der Jugendarbeit gekümmert und gilt heute als Kopf der „Fairsuchs-Küche“.

Dort trifft man sich zweimal im Jahr, meist nach Ostern und zum Advent, um gemeinsam zu kochen. Ob Gemeindeglied oder nicht, die einzige Bedingung sei, „dass wir möglichst durchgehend faire Ware nutzen“. 
Die Produktpalette ist sehr breit, ob Schokolade, Kichererbsen und Linsen, Kakao oder duftende Gewürze in der Adventsbäckerei. „Auch ein deftiger Kartoffelsalat, zu dem ein Bauer aus der Umgebung die Zutaten liefert, ist fair regional gehandelt.“

Auf die Idee sei man gekommen, als der Eine-Welt-Laden an die Kanzler von Pfau’sche Stiftung überging, weil sich in der Jugendarbeit immer weniger Mitstreiter fanden. „Ich kann es schon verstehen, die jungen Leute sind viel unterwegs und eingespannt. Es ist ja nicht mehr so, dass die Schule gleich um die Ecke ist.“ So überlegte man, was man fair machen kann und stieß auf das Kochen. So werden Gemeindehaus und -raum zur „Fairsuchs-Küche“. Meist kommen so 12 bis 15 Leute. „Klar ist es etwas eng, wenn wir alle durcheinander quirlen, aber es hat schon etwas, wenn gemeinsam gerührt und geschnippelt wird. Die Pfarrersfrau unterstützt uns dann mit ihrem Herd zum Kochen und Backen.“

Die gelernte Krankenschwester Hanni Musche, die bis zum Ruhestand in der Pflege gearbeitet hat, engagiert sich nach wie vor ehrenamtlich in ihrer Bernburger Talstadtgemeinde. In diesem Jahr hat sie ihr goldenes Jubiläum:1974 zog sie in die Stadt an der Saale und erlebte nicht nur einige Kapitel Kirchengeschichte, sondern gestaltete sie mit. So sei es zu DDR-Zeiten schon etwas ungewöhnlich gewesen, dass sie mit ihrem Mann in der Schlosskirche Teil eines Ehepaarkreises wurde. Sie war damals Mitglied des Gemeindekirchenrates in Waldau. „Das war die erste Etappe. Seit der Vereinigung der Gemeinden aus Waldau und der Marienkirche zur Talstadtgemeinde in den 2010er-Jahren bin ich nun schon die dritte Wahlperiode wieder dort Mitglied im Gemeindekirchenrat.“

Wer mit Hanni Musche spricht, der spürt: Sie geht in ihren ehrenamtlichen Engagement voll auf; sie begleitete ein Kirchenasyl und freut sich am Klang der Röver-Orgel. Und sie hebt hervor, dass all die großen und kleinen Dinge in der Kirchengemeinde nicht das Werk Einzelner sind, sondern dahinter stecke immer ein Team. Als sie kürzlich in der Kirche von Harzgerode von Oberkirchenrat Matthias Kopischke mit dem Anhalter Kreuz der Evangelischen Landeskirche Anhalts geehrt wurde, stimmte sie ihm zu, wie wichtig es sei, „dass Menschen im Ehrenamt Verantwortung für die Kirche übernehmen und dies gelebter Ausdruck evangelischen Glaubens ist.“
Sie will sich darum nicht in den Vordergrund stellen, sondern findet es prima, dass jedes Jahr erneut Menschen wie sie geehrt werden können, weil sie sich ganz vielfältig ins Gemeindeleben einbringen und Kirche nach außen verkörpern.